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Die Geschichte des Gins Teil 14

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Die Geschichte des Gins Teil 14

1950 – Dry Gin dominiert
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Popularität von ungesüßtem Gin auch besser bekannt als Dry Gin. Diese wachsende Mode ist unter anderem mit der wachsenden Popularität von trockenem Champagner verbunden. Zudem wurde der Old Tom Gin n den „letzten Jahren seiner Entwicklung“ immer leichter. Heute lässt sich die Entwicklung des Old Toms am besten an zwei Beispielen darlegen. Boths Old Tom Gin gilt als ein Vertreter der anfänglich verfügbaren Gins dieser Art. Wohin gegen Hayman´s Old Tom Gin ein Vertreter ist, der „das Ende“ der Entwicklung aufzeigt.   Ein weitere Grund für die zunehmende Beliebtheit der trockenen Variante des Gins ist die verbesserte Qualität der alkoholischen Basis und die Weiterentwicklung in den Brennverfahren. Diese machten es möglich die verschiedenen Aromen der Botanicals deutlicher im Destillat heraus zu arbeiten.

Der damals verfügbare Dry Gin ist deshalb mit dem heute verfügbaren am ehesten vergleichbar.

Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts starb der Old Tom Gin, der in der Regel zwischen zwei und sechs Prozent Zucker enthielt, aus. Einige Destillen produzierten weiter und exportierten ihren Old Tom vor allem nach Finnland, Japan und in Teile der USA.

 

1955-1990 – Untergang des Gins
Gin war bis weit in die Mitte der 1950er Jahre angesagt aber dann geschah aus heutiger Sicht das unfassbare. Vodka wurde beliebter und schnell war Gin ein alter Hut, Ausdruck von Vergangenheit. Gin war und ist die Basis vieler Cocktails und mit dem langsamen verschwinden von Gin aus dem Geist der Bevölkerung verschwand der Geschmack und die Kultur für Drinks.

Eine weiter traurige Entwicklung, die während der Kriegsjahre einsetzte, verstärkte sich in dieser Zeit zunehmend.

In der Kriegs- und Nachkriegszeit wurden die Convenience-Produkte erfunden und von den Verbrauchern entdeckt. Produkte wie fertiger Katoffelbrei, der mit warmer Milch angerührt werden musste oder Instantsuppen, die nach Zugabe von heißem Wasser geschmackliche Höhenflüge versprachen, waren Ausdruck einer modernen Lebensweise.

So ist es nicht weiter verwunderlich das im Jahre 1937 in den Staaten der erste Cocktail-Premix erfunden wurde. Dieser Premix sollte die bekannte amerikanische Cocktailzutat sweet ans sour ersetzten, die in vielen Cocktails das Zünglein an der Wage bildet. Zudem versprach sie ohne die astringente Wirkung des Zitronensaftes auf zu treten. Neben dieser „wundervollen“ Erfindung wurde die Sodapistole eingeführt. Dieser Sirup Spender wurde nicht nur mit Cola und Limonaden bestückt sondern auch mit Tonic Water, Ginger Ale und „Fruchtsäften“. Zu guter letzt erfand man Eismaschinen die extrem schnell Eiswürfel produzieren konnten. Diese kleinen, schnell schmelzenden Eiswürfel sorgten für die notwendige Verwässerung der Getränke. Konfrontiert mit diesen Neuerungen, entschieden sich die meisten Barbesitzer für diese optimierten technischen Lösungen um die Defizite ihres Barkeepers nicht durch Training zu eliminieren sondern durch scheinbar bessere Hardware. Das Ergebnis waren nicht ausbalancierte Cocktails sondern chemische Gemische, die auf Premixes basierten. Ab den frühen 1980er Jahren waren Barkeeper, Cocktails und eine der wichtigsten Zutaten hinter der Bar, der Gin auf einem ALL TIME LOW.

 

1988 – Bombay Saphire
Während der achtziger Jahre sank der Umsatz von Gin proportional zum Umsatzanstieg von Wodka. Dies war die Grundlage der Gründung des Konglomerats Independent Distillers & Winzer kurz IDV. Diesem gehörte die Besitzer von Gordon´s, Tanquery und Bombay Dry an. Es war ein multinationales Unternehmen mit einer eigenen Produktabteilung, die mit einem großen Budget ausgestattet wurde. Zu dem hatte es Leute wie Michel Roux an seiner Seite. Er war der Präsident von Carillon, der US-Distributör für Bombay sowie die Leute, die Absolut Vodka ins Leben gerufen hatten.

Als die Umsätze im Jahre 1988 trotz dieser Maßnahmen weiter sanken wurde durch Carillon und IDV ein neuer Gin auf den Markt gebracht – Bombay Sapphire.

Für die Gestaltung der Flasche waren wohl die blauen ausgewaschenen Haare der Menschen die hauptsächlich Gin in diesen Jahren konsumierten die Vorlage. Zur selben Zeit wurde Bomby Dry aus dem UK-Portfolio genommen. Viele der älteren Damen, die bisher zur Anhängerschaft von Bomby Dry zählte waren über das neu Produkt erstaunt, da sie anfänglich den neuen Gin für blau hielten. Es dauerte eine Zeit bis sie begriffen, dass das Glas eingefärbt war.

Ob man nun Bombay Sapphire liebt oder hasst seine Einführung war Wagemutig und Inspirierend zugleich. Gleichzeitig gilt diese Produkteinführung als Wendepunkt in der Geschichte des Gins.

Runde drei Jahre nach Markteinführung von Bombay Sapphire traffen die Marketingleute von IDV eine bis heute grundlegende Entscheidung.

Sie reduzierten den Alkoholgehalt ihrer führenden Marke Gordon´s von vormals 40 Vol. % auf den heutigen Wert von 37,5 Vol.%. Weiter Marken folgten diesem Schritt. Marken wie Beefeater, damals die Nummer zwei der Gin-Marken, blieb bei seinen 40 Vol. %.

Alle dachten Beefeater würde Gordon´s als meistverkauften Gin ablösen. Einige vermuteten den Untergang von Gordon´s. Trotz des gesenkten Alkoholgehaltes wurde Gordon´s im Einzelhandel nicht günstiger. Der Mehrgewinn an eingesparten Steuer investierte das Marketing von IDV. Dies half nicht nur der Marke sondern der ganzen Spirituosen Kategorie auf die Sprünge.

 

1990er Jahre – Ein neuer Cocktailboom beginnt
Die Cocktailkultur profitierte nicht nur von der wachsenden Wirtschaft anfang der 1990er Jahre sondern auch von einer Veränderung in britischen Kneipen und Bars. Margaret Thatcher ‘s Regierung führte ein neues Gesetz ein. Genauer gesagt war es ein kleiner Bestandteil, dieser wurde bekannt als „Beer Orders“. Sie befreiten die englischen Pub´s aus dem Würgegriff der Brauereien und erleichterten privaten Investoren den Einstieg in die Gastronomie. Diese neuen Investoren brachten frische Ideen mit. Sie schlossen vor allem die Lücke zwischen den tarditionellen Pubs und den Clubs. Diese neuen Lokalitäten wurden landläufig als „style Bars“ tituliert.

Einer dieser Unternehmer war Oliver Peyton, der 1994 in einem herrlichen Art-Deco-Objekt die Atlantic-Bar & Grill eröffnete. Schnell wurde diese Gastronomie zu der London Lounge Bar schlecht hin. In dieser stylischen Umgebung brachte Dick Brad der Londoner Gesellschaft bei was Cocktails im ursprünglichen einmal waren. Durch Dick und viele weiter Bartender fand London zur Cocktail-Kultur zurück und wurde gleichzeitig zum Hotspot in der sich langsam entwickelden Szene.

Im Jahre 1997 eröffnete Jonothan Downey das erste Match. Diese Bar hatte in den folgenden Jahren großen Einfluss nicht nur auf das Niveau der Londoner Barkeeper sondern auch auf den gesamten Berufsstand.

Während Dick neue Cocktailstille erfand befasste sich Dale DeGroff auf der anderen Seite des Altantiks in seinem New Yorker Rainbow Room mit alten Klassikern wie dem Manhattan. Man entdeckte das alte Wissen um Cocktails und ihre Kultur neu.

Natürlich spielte Gin eine wichtige Rolle, da er die Basis vieler alter Klassiker ist. Wodka passte nicht in die Rezepte und nicht in die Backboards vieler Barkeeper. Je mehr man sich mit alten Rezepten auseinander setzte desto öfters wurde die Flasche Gin benutzt.

Zu dieser Zeit des Aufschwungs entstand das größte Spirituosen Unternehmen der Welt. Die beiden Firmen IDV und United Distillers fusionierten zu einem Neuen Unternehmen – Diageo. Natürlich vollzog sich diese Fusion nicht ohne Opfer, Marken wie Bombay (Dry & Sapphire)oder Dewers mussten abgegeben werden. (Beide Marken wurden an Bacardi für umgerechnet 1.2 Milliarden Euro verkauft.)

 

2000 – New Millennium
Unsere Computer überlebte den Millennium-Bug und allen Befürchtungen zum trotz reichte der Champagner für alle Jahrhundert-Toasts. Während zwölf Jahre zuvor mit der Einführung von Bombay Sapphire ein Wendepunkt markiert wurde stellte das Jahr 2000 einen weiteren Wendepunkt dar. Eine Vielzahl von neuen Marken wurde Eingeführt z.B. Tanquueray Ten, Martin Millers, Hendrick´s und einige weitere. Neben den Neuen begannen die Altgedienten an popularität zu Gewinnen. Hier sei vor allem Plymouth erwähnt. Weiter lässt sich beobachten, dass der Aufstieg von Gin und der der Cocktailkultur sehr eng verbunden ist.

 

Gin des 21. Jahrhunderts Gin des 21. Jahrhunderts

 

2008 – Revival des Old Tom
Viele Barkeeper lasen die alten Cocktailbücher, die inzwischen durch Reprints leicht erhältich sind. In folge des Studiums der alten Rezepte entstannt ein warer Hype nach dem lang existierenden Gin Stil, dem Old Tom. Marken wie Hayman´s Old Tom, mit Zusatz von Zucker, machten sich diesen neuen Trend zum Vorteil.

 

2008 – Definition von Gin laut EU-Verordnung
Am 20. Februar 2008 wurde eine neue EU-Verordnung verabschiedet. Sie enthält rechtliche Vorschriften zu fasst allen Spirituosen unter anderem für Gin. Als Abschluß dieses Artikels hier der Auszug zu Gin:

20. Gin

a) Gin ist eine Spirituose mit Wacholdergeschmack, die durch Aromatisieren von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, der entsprechende sensorische Eigenschaften aufweist, mit Wacholderbeeren (Juniperus communis L.)gewonnen wird.

b) Der Mindestalkoholgehalt von Gin beträgt 37,5 % vol.

(…)

21. Destillierter Gin

a) Destillierter Gin ist

i) eine Spirituose mit Wacholdergeschmack, die ausschließlich durch erneute Destillation von Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs von angemessener Qualität und mit entsprechenden sensorischen Eigenschaften und einem ursprünglichen Alkoholgehalt von mindestens 96 % vol in Destillierapparaten, die herkömmlicherweise für Gin verwendet werden, unter Zusetzen von Wacholderbeeren (Juniperus communis L.) und anderen pflanzlichen Stoffen hergestellt wird, wobei der Wacholdergeschmack vorherrschend bleiben muss, oder

 ii) eine Mischung der Erzeugnisse aus dieser Destillation mit Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs der gleichen Zusammensetzung, Reinheit und gleichem Alkoholgehalt; zur Aromatisierung von destilliertem Gin können auch natürliche und/oder naturidentische Aromastoffe und/oder Aromaextrakte gemäß Kategorie 20 Buchstabe c verwendet werden.

b) Der Mindestalkoholgehalt von destilliertem Gin beträgt 37,5 % vol.

c) Gin, der durch den einfachen Zusatz von Essenzen oder Aromastoffen zu Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs gewonnen wird, darf nicht die Bezeichnung destillierter Gin tragen.

 

22. London Gin

a) London Gin gehört zur Spirituosenart Destillierter Gin:

i) Er wird ausschließlich aus Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs gewonnen und weist einen Methanolgehalt von höchstens 5 g/hl r. A. auf; sein Aroma wird ausschließlich durch die erneute Destillation von Ethylalkohol in herkömmlichen Destilliergeräten unter Zusetzen aller verwendetenpflanzlichen Stoffe gewonnen;

ii) der Mindestalkoholgehalt des hieraus gewonnenen Destillats beträgt 70 % vol;

iii) jeder weitere zugesetzte Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs muss den in Anhang I Nummer 1aufgeführten Merkmalen entsprechen, allerdings mit einem Methanolgehalt von höchstens 5 g/hl r. A.;

iv) sein Gehalt an zugesetzten süssenden Erzeugnissen darf nicht mehr als 0,1 g Zucker je Liter des Fertigerzeugnisses betragen, und er enthält keine zugesetzten Farbstoffe;

v) er enthält keine anderen zugesetzten Zutaten außer Wasser.

 

b) Der Mindestalkoholgehalt von London Gin beträgt 37,5 % vol.

c) Die Bezeichnung London Gin kann durch den Begriff „dry“ ergänzt werden.

 


Wer sich weiter mit dem Thema Gin auseinander setzten möchte dem sei die Artikelserie von Eye for Spirits über Botanicals empfohlen:


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